Die imperiale Flotte

Das unbekannte Land der Spinne.

Die imperiale Flotte

Beitragvon Doktor Sarkir am Di 11. Dez 2012, 01:06

Es war ein kalter Morgen für diese Jahreszeit, doch der Blick des Wachmannes ging konzentriert und pflichtbewusst über den Strand. Seine Aufgabe war es, die anderen Kultisten zu warnen, sollte sich eine verdonische Einheit von dieser Seite des Waldes aus nähern. Er fröstelte und verfluchte den Wacheinteiler, als plötzlich ein gleißendes Licht den Horizont erhellte.
Als der Wachmann seine Augen, die er ob des Lichtes zusammengekniffen hatte, wieder öffnete, sah er etwas, was sein Blut nun endgültig in den Adern gefrieren ließ: Dort am Horizont, wo zuvor nichts außer dem endlosen Ozean zu sehen war, erblickte der Wachmann Segel. Sie waren pechschwarz und es waren Viele. Und nicht nur Schiffe erblickte er. Nein, auch drei seltsame Gebilde, die zwar wie Schiffe anmuteten, jedoch nicht schwammen.. sondern flogen.



„Logbuch der Wolkenbrecher; Tag 1 der Invasion Neu-Verdonias.

Unsere Flotte, bestehend aus unserem Flaggschiff zur See, der „Melkors Hand“, der „Wolkenbrecher“, sechs Panzerschiffen der Rächer-Klasse, zwei Galeonen und zwei weiteren Luftschiffen, namentlich „Aramals Rache“ und „Styx“, macht sich bereit, die neuverdonische Küste unter Beschuss zu nehmen. Unserer Flotte folgen etwa ein Dutzend Versorgungs- und Transportschiffe.
Sobald das Landekommando den Strand und die umliegende Umgebung gesichert hat, werden wir mit dem Bau einer Trutzburg, später einer Kolonialadministration beginnen. Unter den Soldaten befinden sich auch einige Inquisitoren. Federführung der Gerichtsbarkeit erhält Großinquisitor Grauschimmer. Das militärische Kommando über diese Invasion hat Großadmiral Flicknitz inne. Mögen die Sternenmutter und die sieben Schwärme uns beistehen, wenn wir diesen Kult ausrotten.

Heil dem Imperium!“




„Es ist Zeit, Herr.“ - Großinquisitor Grauschimmer sah von seinem Buch auf. „Wir haben die Küste Neu-Verdonias erreicht. Soll ich die Inquisitoren versammeln?“
Grauschimmer nickt dem Soldaten zu. Mit seinem ruhigen Bariton beginnt er zu sprechen: „Ich bitte darum, mein Sohn. Schließlich wollen wir doch, dass sie ihre Aufgabe gewissenhaft erfüllen, nicht wahr?“ Als der Soldat nach einem zackigen Salut die Kajüte verlässt, wendet sich der Alte wieder seinem Altar zu. Die Figurine aus Marmor stellte einen Drachen dar, welcher einen Stern in der Hand hielt. Ein leises Lächeln huscht über die Mundwinkel des Alten. „Weißt du, nach der Sache mit Madame Aley und dem Professor brauchte ich dringend ein wenig frische Luft. Ich habe um ehrlich zu sein gehofft, dass er mich auf diese Reise schickt. Egal was sie dir erzählen, Lucius, der Titel des Großinquisitors ist auch nicht mehr das, was er mal war. Ich sitze eigentlich nur noch in meinem finsteren Kloster und setze meinen Namen unter einen Haufen Pergamente. Prozesse wegen Ketzerei? Mein letzter ist schon Jahre her. Der Nervenkitzel eines richtigen Abenteuers? Nur durch die Berichte einiger weniger Missionare.“ Sich nachdenklich durch den Bart streichend betrachtet er weiterhin den Marmordrachen. „Ich habe dir den Auftrag zur Missionierung nur pro forma gegeben. Du kannst gehen, wohin du willst und machen, was du willst. Der Professor hat alles Politische wieder in geordnete Bahnen gelenkt.“

Der Alte wendet nun den Blick von der Statuette ab und lächelt den jungen Mann an, der bereits die ganze Zeit im Raum war. „Nur deshalb sind wir beide hier, Vater.“, lächelt Lucius zurück, „Wären wir in der Politik von Nöten hätten sie uns bei dem Versuch einer Reise wahrscheinlich Fußfesseln angelegt.“ Der Alte lacht herzlich auf und nickt. „Ohne Zweifel. Aber nun gut, wollen wir unsere Brüder nicht länger warten lassen.“ Mit diesen Worten streicht er sich eine Strähne seines grau schimmernden Haares hinter das linke Ohr, tritt aus der Kajüte ins helle Sonnenlicht und tritt auf ein kleines Podium, vor welchem eine Gruppe Männer und Frauen bereits wartet. Nach einem kurzen Räuspern beginnt er seine Ansprache:

„Meine lieben Brüder und Schwestern,
wir wissen alle, dass wir nur aus einem einzigen Grund hier sind: Wir sind hier, damit wir nicht zu Hause verschimmeln.“ - Allgemeine Heiterkeit macht sich sichtbar unter den Inquisitoren breit, welche jedoch schnell wieder in sachlichen Ernst zurückschlägt. - „Wir haben es diesmal mit einem Kult zu tun, der einen ganzen Kontinent befallen hat. Sie verehren eine Spinne als Gottheit und haben anscheinend enorme Fertigkeiten im Bereich der Nekromantie. Näheres dazu findet Ihr in Euren Dossiers, genauer im Bericht von unserem geehrten Fachnocter für alles, womit der Ottonormalmagier nichts zu tun haben will: Doktor Keldron Rosenthal. Jedenfalls ist es unsere Aufgabe, Priester, Magier, Druiden, Erntehexer und sonstige gelehrte Anhänger dieses Kultes aufzuspüren, gefangenzunehmen und entsprechende Verfahren einzuleiten. Artefakte religiöser und magischer Natur sind zu beschlagnahmen und in der Kolonialadministration bei unserem Archivar abzugeben. Es gilt die reguläre Hierarchie. Bedenkt bitte: Wir wollen uns nicht mehr Feinde als nötig machen.. Und das wird mit unseren Seuchenschleudern ein Stockwerk tiefer schon schwer genug, da müssen wir nicht auch noch in die Kerbe schlagen. Irgendwelche Fragen?“ - Allgemeines Kopfschütteln - „Nun denn, dann wünsche ich viel Erfolg.“
Mit einem Nicken in Richtung Lucius tritt er vom Podium.



Leise Geräusche hauchten durch die Stille des staubigen Raumes. Es war ein leises Klavierstück, welches durch den Schalltrichter des Grammophons in den Raum perlte. An seinem unordentlichen Arbeitstisch saß in gebeugter Körperhaltung ein Mann vor einigen Papieren. Seine fahl glimmenden Augen überflogen einige Pergamente, auf welchen sich einige Notizen und Listen befanden. Sein brummendes Stimmorgan durchbrach die leise perlende Musik: „'Lieber Morgothan, wenn die Festung steht, wird meine Einheit Holz hacken gehen. Wir bringen dir welches für die Kesselwagen mit. In Liebe, deine Sophie.' - Ein so liebes Mädchen, da geht mir doch glatt mein kaltes Herz auf..“ Der Mann lächelte leise und kratzte sich an der Schulter. Die Hand ging unter den fleckigen Laborkittel und als er sie wieder hervorzog, hielt er eine Made zwischen den spitzen Fingern. „Na ganz toll. Und wer stellt Euch Eure teuren Seuchen, Säuren und Medizin her, wenn ich von den Würmern zerfressen werde? An den unsinnigsten Mist hat der Quartiermeister gedacht, selbst meine Balsamierflüssigkeit ist da, aber den Zuber für den alten Mory hat er vergessen. Naja, was soll's.“ Ein kehliges Lachen schallte durch den Raum, ehe sich der Untote erhob, die Made wegschnippste und sich eine schwere Lederkutte mitsamt Pestmaske zurechtlegte. Alsbald würde er Neu-Verdonia betreten und einige Proben von Flora und Fauna sammeln gehen...
Nein, ich trage mein Folterbesteck nicht am Gürtel...
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Doktor Sarkir
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