von Ardlan am So 15. Apr 2012, 23:37
Es war einmal ein junger, aufstrebender Spruchweber, der von allen für seine Macht und sein Geschick bewundert wurde, sodass er meinte, schon vorzeitig in höhere Ränge hätte aufsteigen können. Doch die älteren Spruchweber meinten stets, er wäre noch zu jung und unerfahren. Als es dann so weit war und der junge Spruchweber den Rang eines Lehrlings hinter sich ließ, war er bereits so mächtig wie einiger der Ältesten. Wie schon so viele Male zuvor trat er vor den Rat der Ältesten und den Höchsten und forderte Anerkennung für seine Fähigkeiten, indem man ihn gleich in die Reihen der höheren Spruchweber erheben würde. Doch genau wie die Male zuvor wurde es ihm aufgrund von mangelnder Erfahrung und Alters verweigert. Daraufhin zog er aus ins Land, um Erfahrungen zu machen und Abenteuer zu bestehen, auf das ihm bei seiner Rückkehr niemand den Aufstieg in die höheren Ränge verwehren könnte.
Er sah in den folgenden Jahren allerlei interessantes wie die Stämme der Niederen im Süden, die Streitigkeit der beiden Rassen unter den Bergen, die sonderbaren Wesen hoch im Norden und noch vieles mehr, wovon selbst die alten Spruchweber nicht zu träumen gewagt hätten. Nach 3 Jahren Wanderschaft kam er tief in den alten Wäldern des Ostens an eine Stelle im Wald, wo selbst am Tag kaum Licht schien und kein Geräusch die Ruhe zu trüben wusste. Dort legte sich der Spruchweber nach seiner beschwerlichen Reise zur Ruhe. In dieser Nacht wurde er von einer mysteriösen, körperlosen Präsenz heimgesucht, die ihn zuerst verängstigte, dann aber positiv überraschte als diese ihn freundlich in ein Gespräch verwickelte. Während des gesamten Gesprächs versuchte der Spruchweber herauszufinden, was es war, mit dem er sich unterhielt und was es wollte, doch das Wesen schaffte es geschickt allen Andeutungen in diese Richtung auszuweichen. Mit all seiner Konzentration auf seine Versuche dieses Wesen zu durchschauen, achtete er kaum auf das, was er von sich preisgab und ehe er sich versah, hatte er dem fremden Wesen fast seine gesamte Lebensgeschichte erzählt. Der Part mit den anderen Spruchwebern und den Höchsten schien das Wesen besonders zu interessieren und es kommentierte es, indem es voraussagte, dass selbst wenn der Spruchweber mit all seinen gemachten Erfahrungen zurückkehrte, niemand ihm einen höheren Rang geben würde, denn Alter und Erfahrung waren von Anfang an nicht das Problem gewesen, sondern die Angst vor dem Ehrgeiz und der Macht die der Spruchweber an den Tag legte.
Der Spruchweber wollte dem Wesen nicht glauben und verließ wutentbrannt ob der Beleidigung seiner Meister den Wald und machte sich auf, um den Höchsten seine Erfahrungen und Erlebnisse vorzulegen. Die höheren Spruchweber und der Höchste waren zutiefst beeindruckt über die Berichte des Spruchwebers, teilten ihm danach aber mit, sie hätten einen geeigneteren Kandidaten gefunden, der besser in ihre Reihen passte. Völlig entgeistert von dieser Mitteilung begann er den Höchsten immer aggressiver mit Fragen zuzusetzen, welche dieser abwies. Als dann der Höchste den Spruchweber wegschicken wollte, indem er ihn an seine Position erinnerte, verlor dieser vollends die Beherrschung und fiel den Höchsten an, wodurch sich die anderen, die sich bis zu diesem Punkt im Hintergrund gehalten hatten, dazu gezwungen sahen einzugreifen und den Spruchweber aus ihrer Runde entfernten und für immer zu verbannten.
Nachdem der Spruchweber sich wieder gesammelt hatte, kehrte er an die Stelle im Wald zurück und suchte das Wesen. Es dauerte eine Woche des intensiven Suchens, bis er wieder mitten in der Nacht dieser Präsenz begegnete. Er erzählte alles, was die anderen Spruchweber und die Höchsten ihm angetan hatten. Das Wesen lauschte nur, bis zu dem Punkt, an dem der Spruchweber fragte, woher es das alles hatte wissen können und antwortete nur, dass sie etwas Ähnliches mit ihm getan hätten. Auf die weitere Nachfrage des Geschehens von dem Spruchweber kam nur die Frage, was er bereit zu tun wäre für die Rache und eine bessere Zukunft. Der Spruchweber antwortete nur: „Alles“.